Brasilien: Rio de Janeiro und Sao Paulo
14. September bis 5. Oktober 2008
Armut und sozialer Ausschluss

Für die zweite Septemberhälfte und Anfang Oktober 2008 (also
irgendwann im Zeitraum zwischen dem 15. September und 12. Oktober) planen wir eine ca. dreiwöchige Reise nach Rio de Janeiro und Sao Paulo mit dem Titel „Armut und sozialer Ausschluss“. Wir wollen uns mit den gesellschaftlichen Verhältnissen in Brasilien auseinander setzen und vor allem einen Einblick in die Möglichkeiten der Partizipation und Integration von marginalisierten Bevölkerungsgruppen, hier insbesondere von Jugendlichen, bekommen. Dabei geht es auch darum, die sozialen Verhältnisse in Brasilien mit denen in Deutschland zu vergleichen – ohne sie jedoch gleichsetzen zu
wollen – und neue Erkenntnisse für den Kampf um ein schönes Leben jenseits von Armut und Elend zu gewinnen.

Obwohl Brasilien zu den größten Wirtschaftsmächten der Welt gehört und die Wirtschaft weiterhin boomt, ist Armut allgegenwärtig und ein großer Teil der Bevölkerung von Reichtum und gesellschaftlicher Teilhabe ausgeschlossen. Dies lässt sich insbesondere in den vornehmlich aus der Landflucht hervorgegangenen favelas (Slums) beobachten, die an der Peripherie der Großstädte oder sogar mitten zwischen reicheren Wohngebieten rasant wachsen. Das Leben der meisten favela-BewohnerInnen ist neben den kaum vorhandenen sozialen Aufstiegschancen durch ein hohes Maß an Gewalt geprägt. Gleichzeitig wird der Gewaltmythos auch gerne medial geschürt, und ein generelles Abtun als perspektivloses Elendsgebiet verkennt die in den favelas oft zu findenden Ansätze der Selbstorganisation und das (kommunale) Aneignen und Einfordern von Land, Rechten und Infrastruktur durch die BewohnerInnen.

Jenseits von Ghettoromantik und Fatalismus wollen wir uns damit auseinander setzen, wie die tatsächlichen Lebenssituationen und die Strategien der Partizipation aussehen und uns vor Ort mit verschiedenen Gruppen und Organisationen austauschen. Unsere Partnerorganisation Viva Rio ist sehr engagiert im Kampf um die Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen in den favelas. In ihren Programmen zu Gewaltprävention setzt sie sich u.a. für ein Verbot des Waffenhandels ein, bietet aber auch Bildungs- und Medienprogramme an und fördert dabei vor allem die Selbstorganisation.

Des weiteren interessieren uns bei unserer Brasilienreise die Gründe für die Armut und den sozialen Ausschluss, beide Aspekte bedingen sich dabei gegenseitig. Einerseits ist es so, dass Armut zu sozialem Ausschluss führt, andererseits gibt es bestimmte Bevölkerungsgruppen, denen aufgrund rassistischer, sexistischer und/oder sozialer Diskriminierung gesellschaftliche Partizipation und eine ausreichende Bildung verstellt wird, sodass ihr marginalisierter Status perpetuiert wird. Das Ausmaß an Armut und die von gesellschaftlicher Exklusion betroffenen Bevölkerungsgruppen unterscheiden sich in Brasilien und Deutschland zwar deutlich (so spielen in Brasilien die vom Kolonialismus vererbten Gesellschaftsstrukturen eine bedeutende Rolle), dennoch gibt es strukturelle Gemeinsamkeiten und ähnliche Probleme. Wie genau diese aussehen, welche Folgen sie für die Betroffenen haben und welche emanzipatorischen gesellschaftlichen Perspektiven und Strategien es angesichts des ganzen Elends gibt, soll anhand des Dialogs mit unserer Partnerorganisation und anderen Organisationen und Gruppen – feministische, künstlerische, gewerkschaftliche, antirassistische, Landlose, Medienprojekte, etc. – während des Austauschs erarbeitet werden.

Je nach Interesse der Teilnehmenden legen wir die einzelnen Schwerpunkte unserer Reise noch gemeinsam fest. Die Mitgestaltung und Vorbereitung des Programms durch die ReiseteilnehmerInnen ist ausdrücklich erwünscht. Der dramatische Titel unseres Reiseprogramms sollte uns zudem nicht davon abhalten, auch die schönen Seiten Brasiliens zu entdecken und zu genießen.

Teilnahmebeitrag: ca. 850 Euro. Darin enthalten sind Vorbereitung, Flugkosten, Fortbewegung in Brasilien und Unterkunft.

Diese Veranstaltung ist nach dem Berliner Bildungsurlaubsgesetz als Bildungsurlaub anerkannt.

Teamerin: Nicole (nicole (at) iak-net.de)

Infos und Anmeldung: brasilien (at) iak-net.de

Brasilien: Armut und sozialer Ausschluss
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