Sonntag, 09.09.2012

Besuch in Barra Vieja, einer Garifuna-Gemeinde in der Bucht von Tela

Alfredo führte uns an diesem Tag in das kleine Dorf Barra Vieja, dass sich seit Beginn gegen das benachbarte Riesentourismusprojekt Los Micos wehrt. Die 50 Familien leben schon seit 50 Jahren auf diesem Land, ohne fließend Wasser oder Stromanschluss, dafür postkartenreif direkt zwischen Palmen am Strand. Die Gemeinde ist eingeschlossen zwischen dem Projekt Los Micos und dem Dorf Miami, dessen Gemeinderat das Projekt befürwortet hat. Aufgrund der anhaltenden Proteste und dem darauf erfolgten Rückzug internationaler Geldgeber wird Los Micos nun nur 50 % der ursprünglich geplanten Fläche einnehmen. Das nimmt einiges an Druck von der Gemeinde Barra Vieja, allerdings ist die Gefahr einer Vertreibung nicht gebannt.

Sie werden den Kampf weiterführen, um das Land, auf dem sie leben. Offiziell hat die Hafenbehörde den Landtitel, jedoch war das Land während der Landreform in den 70er Jahren den Garifuna zugesprochen worden. Der Gemeinderat von Barra Vieja berichtet, dass Infrastruktur versprochen wird. So wird versucht, Teile der Gemeinde für das Vorhaben zu gewinnen und ein Keil zwischen die Familien und die umliegenden Gemeinden zu treiben. Erfahrungen zeigen jedoch, dass solche Versprechen letztendlich nicht eingehalten werden.

Im Anschluss besuchten wir die Baustelle des Tourismusprojekts. Ein Essensverkäufer,Victor Quioto,  den wir auf unserem  Weg den Strand entlang (durch das Hauptor durften wir nicht) trafen klärte uns über die miserablen Arbeitsbedingungen vor Ort auf. Die Arbeiter dürften eigentlich gar nicht bei ihm kaufen , sondern müssten in die Kantine. Der Küchenchef habe schon gedroht, alle Bauarbeiter zu entlassen, die bei ihm kaufen. Garifuna würden noch schlechter bezahlt als die anderen und sollten bald gar nicht mehr dort arbeiten dürfen. Die meisten Arbeiter seien schon jetzt von außerhalb. Die Regel ist die 7-Tagewoche mit 12 bis 14 Stunden Arbeit für umgerechnet ca. 6-8 € am Tag, falls sie nicht sogar darum noch betrogen werden.  Versicherung und Urlaub gibt es nicht. Am meisten aber, sagt Victor, träfe ihn die Respektlosigkeit der Vorarbeiter und Ingenieure.

Tourismusprojekt bedroht Garifunagemeinden

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