Am 6. Tag unserer Reise machen wir uns auf, um die Umgebung von Ciudad Juarez zu erkunden. Wir fahren Richtung Süden durch immer weniger besiedeltes Gebiet, zunächst noch auf der Autobahn, zuletzt über Sandpisten. Unser erster Stopp ist an einem Berg, bei dem petrograbados (Petroglyphe), in Stein geritzte Zeichnungen, gefunden wurden. Wir müssen ein kleines Stück laufen bzw. klettern, dann erkennen wir sie überall. Auf den Steinen sind einige Glyphen zu sehen, es sind außerdem Tiere zu erkennen, ein Stein scheint eine Art Landkarte zu zeigen.

Leobardo, unser Begleiter, erklärt, dass kaum etwas getan wird, um die Petroglyphen verstehen und übersetzen zu können. Oder um überhaupt erst herauszufinden, wer sie erschaffen hat. Und obwohl es sich um ein geschütztes Gebiet handelt, kommen Menschen, entfernen die bearbeitete, oberste Schicht der Steine und nehmen sie mit. Auch die Witterung setzt den Kunstwerken zu.
Die petrograbados sind über 2000 Jahre alt. Der Ort, an dem sie gefunden wurden, befindet sich auf einem alten Handelsweg zwischen Zentralamerika und Nordamerika. Auch die spanischen Kolonialherren nutzen diese Verbindung, von ihnen Camino Real de Tierra Adentro oder Camino de la Plata genannt, zwischen den Silberminen in Santa Fé und Mexiko-Stadt.
Von unserer erhöhten Position aus können wir gut über Täler der Wüste weit bis in die USA schauen. Leobardo erzählt uns, dass sich der Ausblick in den letzten Jahren sehr verändert habe. Viele Leute aus Ciudad Juarez haben während der Covid-19-Pandemie den Wunsch entwickelt, ein eigenes Stück Land außerhalb der Stadt zu besitzen, um den Lockdowns zu entgehen. Seitdem wurden viele Flächen verkauft und bebaut, sowohl von Privatpersonen, als auch von der Kommune. Die Wasserversorgung ist natürlich ein Problem in der Wüste. Ein weiteres Problem ist die Erosion. Die dortige Natur ist natürlicherweise geschützt durch ihren kleinteilige hügelige Struktur mit kleine Sträuchern und Bodenbedeckern. Doch die Bebauung führt zu ebenen Flächen. Ohne den natürlichen Bewuchs wird Sand aufgewirbelt und der Boden erodiert. Das führt zu mehr Sandstürmen und zu Verwüstung.

Nach unserer kleinen Wanderung bereiten wir das Essen zu. Am Tag zuvor hatten wir bereits Essen und Getränke eingekauft, das nun im Schatten eines alten Baumes an einem kleinen Teich zubereitet und verspeist wird.

Zum Abschluss dieses schönen Ausfluges düsen wir schnell zu den Sanddünen von Samalayuca, um in dieser spektakulären Landschaft (bei einem Bierchen) den Sonnenuntergang zu genießen.

