5.-17. September 2001

Rumänien, das Land, aus dem nur Katastrophenmeldungen kommen: In den 80ern der ökonomische Verfall des Landes, heute leben schon nach bürgerlichen Maßstäben 70% der Bevölkerung unter der Armutsgrenze, nationale Reichtumsproduktion findet im Prinzip nicht mehr statt. Der IWF will nur Kredite vergeben, wenn vorher die unrentablen Staatsbetriebe geschlossen werden. Unter Ceausescu gab es eine auffällig autoritäre Staatsführung, die um nationale Autarkie gegenüber der Sowjetunion wie dem Westen bemüht war. Eine restriktive Bevölkerungspolitik verbot Abtreibungen und Verhütung, u.a. das führte nach 89 zu den Bildern von Tausenden von Straßenkindern.Schon der Umsturz 89 verhieß noch weniger Gutes als in anderen osteuropäischen Ländern: Ceausescu und seine Frau wurden schlicht vom Volk gelyncht.

Bei den Präsidentschaftswahlen Ende 2000 drohte lange ein Sieg von Vadim Tudor von Romania Mare, der Großrumänienpartei. Dieser trat in der Öffentlichkeit mit Forderungen wie der nach dem Anschluss Bessarabiens und der Nord-Bukowina, Zwangslager für Homosexuelle oder der Abschaffung des Parlaments auf. „Jude“, „Ungar“, „Roma“, „im Ausland geboren“, „homosexuell“ oder „HIV-positiv“ sind von ihm als Beschimpfungen gegen politische Gegner gemeint.

Gewählt haben ihn dann nach einem Zusammenschluß seiner Gegner und einer aufgeheizten Medienkampagne 30% der WählerInnen, Romania Mare ist derzeit die zweitgrößte Partei im Parlament. Von verschiedenen Menschenrechtsorganisationen wird immer wieder von Vorfällen polizeilicher und sonstiger staatlicher Gewalt gegen Roma, mitunter sogar mit tödlichen Folgen, berichtet. Diese Vorfälle scheinen eindeutig rassistisch motiviert zu sein, wobei Rassismus sich nicht nur durch den gesamten Umgang staatlicher Stellen mit Roma zieht, sondern sich auch immer wieder in von Einzelpersonen ausgeübten Übergriffen Bahn bricht.

Mit unserem Programm wollen wir den Versuch machen, die politische Situation in Rumänien näher zu ergründen. Ist tatsächlich alles so finster, wie es in Deutschland ankommt? Dazu wollen wir die ökonomische und soziale Situation sowie den Themenbereich Autoritarismus und Nationalismus bzw. Rassismus und Antisemitismus unter die Lupe nehmen. Auch die irgendwann bevorstehende EU-Integration und die dazu nötigen politischen Anpassungsleistungen werden eine Rolle spielen, dabei ist für uns auch die Frage nach deutschen Einflussnahmen interessant, die u.a. im Rahmen der deutschen Minderheit stattfinden, die seit letztem Jahr sogar einen Bürgermeister in Rumänien stellt.

Wir werden mit verschiedenen politischen und Menschenrechtsgruppen sprechen und in Gesprächen mit VertreterInnen einzelner Parteien der nationalen Ideologieproduktion auflauern. Worüber wir genau diskutieren werden, wollen wir mit den Teilnehmenden oder solchen, die vielleicht welche werden wollen, besprechen. Wer mitfahren möchte, kann schon einiges über Rumänien wissen, muss aber nicht. Wir werden die Mitfahrenden nicht mit einem Vollzeitprogramm nerven. Es wird genügend Zeit für touristische Aktivitäten geben. Wir schicken niemanden ins Bett und zwingen Dich auch nicht, zu allen Terminen mit zu kommen.

Das Programm wird in Bukarest stattfinden. Wer möchte, kann aber die Fahrt noch um ein paar Tage Urlaub am Schwarzen Meer verlängern.

Zeit: Voraussichtlich vom 5. bis 16. September 2001. Der Teilnahmebeitrag wird zwischen 330 DM im günstigsten und 450 DM im ungünstigsten Fall betragen. Das hängt zu einem großen Teil ab von den Komfortwünschen der Mitfahrenden. Darin sind enthalten die Fahrtkosten (Bahnfahrt, 2 mal 36 Stunden) ab Wohnort, Unterkunft sowie Vor- und Nachbereitung.

Info: rumaenien@iak-net.de

Rumänien: Bukarest
Markiert in:     

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert