Jerusalem und Tel Aviv
14 Tage im Zeitraum September bis Mitte Oktober 2003

Seit Beginn der zweiten Intifada im Herbst 2000 ist Israel wieder verstärkt ins Blickfeld der deutschen politischen Öffentlichkeit geraten, wobei Deutschland sich erstmals herausnimmt, im sog. Nahostkonflikt vermitteln zu wollen. Vor 1989 hätten derartige Versuche noch für Skandale gesorgt. Die scheinbare Neutralität der deutschen Vermittlerposition wird schon dadurch zur Farce, dass Deutschland im Rahmen der EU einer der Hauptfinanziers der palästinensischen Autonomiebehörde ist, deren offizielle Schulbücher die Existenz Israels schlicht verneinen. Mit dieser finanziellen Unterstützung geht jedoch keinerlei wahrnehmbarer politischer Druck auf die Autonomiebehörde einher, beispielsweise gegen potentielle Selbstmordattentäter aktiv vorzugehen. Im Gegenteil: Die EU ist eifrig darum bemüht, die von Israel vorgelegten Beweise für eine Verstrickung der Autonomiebehörde in den antisemitischen Kampf der Intifadamörder nicht zu widerlegen, indem sie eine Untersuchung der letztendlichen Verwendung von EU-Geldern verhindert. Die neueste deutsche Forderung nach einem beidseitigen Gewaltverzicht spricht in ihrem Zynismus für sich, tut sie doch so, als ob die selbsternannten Kämpfer gegen den Zionismus sich jemals um solche Verträge geschert hätten und ihre Angriffe mit warmen Worten abzuwehren seien.

Zeitgleich ist eine deutlich offenere antizionistische Haltung in den meisten deutschen Medien festzustellen. Wer nach Israel fährt, sollte sich des ideologischen Zerrbildes bewusst sein, mit dem er oder sie in den Zeitungen tagtäglich konfrontiert wird, wenn dort Scharon den Beinamen „Bulldozer“ und „Schlächter“ bekommt, implizit Positionen der Hamas übernommen werden, indem Selbstmordattentate als legitime Reaktion auf israelische Politik präsentiert werden, oder von israelischen „Soldaten, Siedlern und Zivilisten“ die Rede ist.

Auch in der deutschen Linken ist Interessantes zu beobachten. Wer sich nicht wie die AutorInnen eines Dossiers in der Jungle World vom Nobember 2002 traut, seine Ressentiments gegenüber Israel als „Militärdiktatur“, „Staatsterrorismus“ und „Apartheidsystem“ offen auszusprechen, der delegiert diese Aufgabe an ausländische GenossInnen weiter, indem gesagt wird, dass Kampagnen wie „Boykottiert Israel“ in einem nicht-deutschen Kontext diskutabel seien.

Im Bewusstsein all dessen möchten wir nach Israel fahren, um uns dort selbst ein Bild zu machen und mit Menschen aus verschiedenen Einrichtungen und Organisationen zu sprechen. Dabei sollte klar sein, dass wir nicht als Ratgeber auftreten, wie denn nun mit diesem oder jenem Problem ungegangen werden sollte.

Inhaltlich soll es auf der Reise um folgende Fragen und Themenkomplexe gehen:

· Geschichte und Selbstverständnis des Staates und seiner Bewohner vor dem Hintergrund der Shoah und des Antisemitismus / Zionismus als Emanzipationsbewegung · Israel als in der Form einmaliges Einwanderungsland
· politische, ökonomische und psychische Auswirkungen der Intifada
· Bedeutung des aktuellen Irakkonflikts und seiner Folgen für Israel
· Gibt es eine tendenziell zunehmende internationale Isolation seit den 90ern, welche Folgen hat sie für Israel und wie wird damit umgegangen?
· Was würde die Stärkung der palästinensischen Autonomiebehörde bis hin zu einer eventuellen Staatsgründung für Israel bedeuten?
· Positionen der Friedensbewegung und ihre gesellschaftliche Rolle 10 Jahre nach Oslo
· Einflüsse jüdischer Religiosität
· Liberalisierungs- und Säkularisierungsprozesse
· sexistische und rassistische Diskriminierung
· Debatten um Postzionismus und Normalisierung.

Geplant sind dazu einerseits Besuche von Gedenkstätten wie Yad Vashem, Lochamei Hagetaot oder Massada, und andererseits Gespräche mit Vertretern verschiedener Parteien, Friedensorganisationen, Integrationseinrichtungen, Journalisten, HistorikerInnen, schwul-lesbischen Organisationen, u.a.

Auch der touristische Aspekt sollte nicht zu kurz kommen; individuelle Verlängerungen des Aufenthalts sind nach Absprache möglich.

Die Reise ist bisher nur grob geplant und sollte zusammen mit allen TeilnehmerInnen intensiv und kontinuierlich vorbereitet werden. Das heißt einerseits, dass ihr eure eigene Wünsche und Vorstellungen (z.B. bezüglich der Themenschwerpunkte, den Gesprächsterminen und Reisezielen im Land) einbringen könnt, und andererseits, dass ihr bereit sein solltet, organisatorische Aufgaben zu übernehmen.

Zur inhaltlichen Vorbereitung sind im Vorfeld ein Seminar und mehrere kürzere Treffen geplant, außerdem wird es viel Lesestoff geben.

Der Teilnahmebeitrag wird etwa zwischen 550€ und 800€ liegen. Seine genaue Höhe hängt u.a. von der Größe der Gruppe (5 bis 8 Personen) ab.

Teilnahmebedingungen sind neben der Bereitschaft zur gemeinsamen Vorbereitung der Fahrt eine grundlegend solidarische Haltung zu Israel und seinen BewohnerInnen und keinerlei explizite oder implizite antizionistische Positionierung.

Eine frühe Anmeldung ist geboten, um eine größtmögliche Planungssicherheit und eine ausreichende Vorbereitung mit der gesamten Gruppe zu gewährleisten.

Teamerin: Ulrike

Für weitere Informationen, Interessebekundungen und Anmeldungen meldet euch bitte bei: israel @ iak-net.de

Israel – eine Solidaritätsreise
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