5. bis 21. März 2004 (Möglichkeit zur Verlängerung)

Mehr als eine Million PeruanerInnen und BolivianerInnen sollen in den letzten Jahren mehr oder weniger heimlich nach Chile eingewandert sein, über die Hälfte lebt in der Hauptstadt Santiago de Chile, darunter viele junge Menschen. Sie arbeiten als Hausangestellte oder Bauarbeiter, in der Fruchtindustrie und im Dienstleistungssektor. Die bolivianischen und peruanischen EinwandererInnen finden keinen regulären Platz in der chilenischen Wirtschaft und dem etablierten Sozialleben, dadurch vertieft sich die soziale Polarisierung der chilenischen Gesellschaft, die ohnehin deutlich schärfer ausgeprägt ist als in westeuropäischen kapitalistischen Staaten. In der Hauptstadt Santiago bilden sich Armensiedlungen speziell von PeruanerInnen, in denen es an den elementarsten Grundeinrichtungen (Wasser, Elektrizität) fehlt und es für Kinder und Jugendliche nicht selbstverständlich ist, zur Schule zu gehen.

Unsere Reise beginnt in der Hauptstadt Santiago, in der wir uns zunächst mit der chilenischen Geschichte auseinander setzen wollen, speziell mit der Phase der Militärdiktatur unter Pinochet (z.B. historischer Stadtrundgang, Besuch der Gedenkstätte Villa Grimaldi und des zentralen Mahnmals für die Verstorbenen und Verschwundenen der Diktatur auf dem Zentralfriedhof). Auch in der heutigen gesellschaftspolitischen Situation spielt die Aufarbeitung der diktatorischen Vergangenheit eine zentrale Rolle, die wir mit unseren chilenischen GastgeberInnen, zumeist linken StudentInnen, diskutieren wollen. Da ein kontinuierlicher Kontakt zu diversen politischen Gruppen seit mehreren Jahren besteht, sind diese auch an einer Einführung und Diskussion über die politische Situation in Deutschland interessiert.

In den unterschiedlichen Stadtteilen bzw. auf den umliegenden Fruchtplantagen werden wir uns dann der Arbeits- und Lebenssituation von legalen und nicht-legalen MigrantInnen nähern. Wir können uns auch mit SozialarbeiterInnen, die bei dem Regierungsprogramm ACNUR-INCAMI zur Integration von MigrantInnen beschäftigt sind treffen sowie mit der Menschenrechtsorganisation CODEPU, die ein kleines Hilfs- und Unterstützungsprojekt für peruanische Flüchtlinge ins Leben gerufen hat.

Ein wichtiger Aspekt der Situation von MigrantInnen stellt der sich verschärfende Rassismus und die rechtsextremen Übergriffe auf der Straße dar, die sich auch gegen Personen indigener Herkunft und alternative Jugendliche richten. Auch wenn es in Chile noch nicht zu rassistischen Morden gekommen ist, ist die Situation mehr als prekär. Wir wollen uns daher in Santiago mit dem Zeitschriftenprojekt “Red Antifacista” treffen und uns über rechtsextreme Organisationen und Bewegungen informieren und erkunden welche Bedeutung dem Rechtsextremismus in der nach-diktatorischen Demokratie beigemessen wird.

Die Situation für EinwandererInnen in Santiago de Chile ist nicht vergleichbar mit der v.a. in den nördlichen Regionen. Daher werden wir uns im zweiten Teil der Reise in der nördlichsten und an Peru grenzenden Stadt Chiles, Arica, mit der Thematik auseinandersetzen. Die Grenze zu Peru ist in dieser Stadt allgegenwärtig, sei es im Straßenbild, bezogen auf grenzüberschreitenden – halblegalen – Handel oder in Bezug auf die Polizei- und Militärkontrollen auf der Suche nach illegalen MigrantInnen. Vor Ort werden wir Gespräche mit NGOs und Organisationen von MigrantInnen führen.

Die Reise endet in Arica. Wer noch Lust und genug Zeit hat, kann von dort auf eigene Faust die Reise fortsetzen (z.B. in die Atacamawüste oder zu den auf 4.500 Meter hoch gelegenen Seen der Anden) oder aber zurück nach Deutschland reisen.

TeamerInnen: Claudia und Helen

Informationen, Interessebekundung und Anmeldungen an: chile @ iak-net.de

Grenzerfahrungen – Migration und Rassismus in Chile
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