9. bis 11. November 2001

FUNA – eine neue Menschenrechtsgruppe mit neuen „alten“ Aktionsformen aus Chile sagt uns: „Wenn die heutigen Ungerechtigkeiten auf den Ungerechtigkeiten von gestern beruhen, so sind die heutigen Kämpfe eine Fortsetzung der Kämpfe von gestern.“ Also keine Frage: Erinnerung ist ein Kampf um Wahrheit und Gerechtigkeit. Unterwerfen wir uns der Geschichtsschreibung der Sieger oder halten wir an der „gefährlichen Erinnerung“ der VerliererInnen fest.

Wir sind im weltmachtsambitionierten Deutschland zur Zeit Zeugen einer tiefgreifenden Umschreibung der Geschichte zugunsten der herrschenden Globalisierungsgewinner: Kriminalisierung der 68er, die kollektive Organisation des Vergessens der Schreckensherrschaften der Militärdiktaturen in Lateinamerika, aber auch des Holocausts in Europa sowie die Auferstehung der Totalitarismustheorie aus Zeiten des kalten Krieges sprich die Gleichsetzung von Nationalsozialismus und SED-Herrschaft im anti-totalitären Konsens der „Berliner Republik“.

Thema des Seminars ist daher eine genauere Betrachtung von deutscher und chilenischer Geschichtspolitik, die einerseits der Restauration von Herrschaft, aber auch als Quelle für Widerstand dienen kann. Denn die Deutungsmacht der (eigenen) Geschichte ermöglicht Sozialen Bewegungen ein größeres und selbstbewußteres Aktionspotential, wovon die FUNA-AktivistInnen ein lebendiges Zeugnis für ablegen.

Wir wollen im Seminar gemeinsam
· den Zusammenhang von Geschichtsschreibung und sozialer Bewegung am Beispiel Deutschland – Chile aufzeigen;
· die Hintergründe der heutigen Menschenrechtsarbeit in Chile erklären und ein tiefgreifenderes Verständnis für die heutige chilenische Gesellschaft 10 Jahre nach
· Ende der Diktatur schaffen;
· an Beispielen der jüngsten deutschen Vergangenheit die totalitären Linien der Geschichtspolitik der „Berliner Republik“ 10 Jahre nach Ende der DDR und mehr als 50 Jahre nach Ende der Nazi-Diktatur nachspüren, um
· die eigene Geschichte zurückzugewinnen mit dem Ziel, selbstbestimmt Handeln zu können.

Weitere Informationen: Institut für Theologie und Politik, Friedrich-Ebert-Str. 7, 48153 Münster Tel:. 0251-524738; Fax: 524788 E-Mail itpol@muenster.de

Programm und Ablauf

Freitag

19:30 Einführung: Bedeutung von Erinnerung (Michael Ramminger, ITP Münster)
20:00 Input: Vergangenheitspolitik in der BRD (Michael Klundt, Univ. Köln)

Samstag

9:30 Input: Vergangenheitspolitik Chile (FUNA, Chile)
Vortrag: FUNA-Menschenrechte als Protest (Isabel Oyaneder und Alvaro Muñoz, FUNA-Chile)
12:30 Mittag
14:30 Zwei Ags zur Vergangenheitspolitik in Chile (Isabel Oyaneder und Alvaro Muñoz, FUNA-Chile)
16:30 Plenum: Arbeitsergebnisse der Ags
17:00 Aktuelle Stunde zum doppelten 11. September
18:00 Besuch Villa ten Hompel (Alfons Kenkmann)
17:00 Abendessen

Sonntag

9:30 Vortrag: Soziale Bewegungen und Erinnerung (Thomas Seibert, medico international, Frankfurt)
11:00 Diskussion
12:00 Seminarkritik
13:00 Mittag

Teilnahmebeitrag: 150, DM, ermäßigt 120 DM. Die Anmeldung wird nach Überweisung des Teinahmebeitrags verbindlich.

Gefährliche Erinnerung: Vergangenheitspolitik und Soziale Bewegungen in Deutschland und Chile

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