Fachkräfteaustausch Deutschland-Kirgistan 2011

Jugendpolitik ist in Kirgistan ein relativ neues Thema. Erst vor wenigen Jahren kam das Thema Jugend auf die Tagesordnung von Politik, Entwicklungshilfe, Nichtregierungsorganisationen und Gesellschaft. Nach dem Umsturz im April 2010 wurde erstmals ein Jugendministerium geschaffen, das aber praktisch keine personelle und inhaltliche Kontinuität zur vorherigen Abteilung für Jugend im Arbeitsministerium hat.

Bereits seit 2009 kooperiert der Internationale Arbeitskreis e.V. mit seiner Partnerorganisation, dem Institut gumanitarnogo projektirovanija, um die Entwicklung einer Jugendpolitik zu unterstützen, die ausgeht von den Interessen und Bedürfnissen von Jugendlichen und sie zum Subjekt ihrer Gesellschaft macht.

In der Zeit vom 28. Oktober bis 07. November erwarten wir eine Gruppe aus Kirgistan, die sich gemeinsam mit Teilnehmenden aus Deutschland mit den bundesdeutschen Strukturen und Themen im Jugendbereich beschäftigen will, um Impulse für die eigene Arbeit zu erhalten und mitzunehmen. Dabei wollen wir einerseits Jugendpolitik aus der Sicht von Politik und Verwaltung kennenlernen und VertreterInnen von Ministerien und Parlamenten auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene treffen. Andererseits möchten wir anhand von konkreten Projekten in der Jugendarbeit sehen, welche Arbeit in der Praxis geleistet wird und was die Probleme, Herausforderungen und Wünsche von Jugendlichen und JugendarbeiterInnen sind.

Wir werden uns dabei insbesondere mit dem weiteren Themenbereich von gesellschaftlicher Teilhabe beschäftigen und den Problemen, die sich in unterschiedlichen Kontexten in Berlin und Brandenburg stellen: der Teilhabe von Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund, der Integration von Jugendlichen aus bildungsfernen Milieus, der Auseinandersetzung mit Nationalismus, Rassismus und Rechtsextremismus bei Jugendlichen und den ganz unterschiedlichen Problem in der Hauptstadtregion Berlin und dem berlinferneren Teil Brandenburgs. Dem stehen in Kirgistan eine starke Ethnisierung der Gesellschaft nach den Unruhen im Süden Kirgistans im Juni 2010 und ein Nationalismus der Titularnation gegenüber. Hinzu kommen Probleme der Landflucht einerseits und der Abwanderung von Menschen mit und ohne Qualifikation – insbesondere jungen Erwachsenen – und von nationalen Minderheiten anderseits.

Unsere Partnergruppe besteht aus unterschiedlichen AkteurInnen der Jugendpolitik in Kirgistan: Drei MitarbeiterInnen des Jugendministeriums, zwei Mitgliedern des gesellschaftlichen Beirats, der das Jugendministerium sehr aktiv berät und unterstützt, von denen der eine eine Jugend-NGO und der andere die Soros-Stiftung Kirgistan, einen der wichtigsten Geldgeber im Jugendbereich, vertritt. Aus dem Süden Kirgistans nimmt die Leiterin des Büros der NGO Interbilim in Osch teil, die seit 20 Jahren nicht nur in der Jugendarbeit eine Schlüsselrolle spielt. Ein weiterer Teilnehmer ist Leiter der Fachabteilung für Jugend in der Dschgorku kenesch, dem Parlament Kirgistans. Eine Teilnehmerin ist die beim OSZE-Zentrum Bischkek für Jugend zuständige Mitarbeiterin. Zwei Teilnehmerinnen sind Expertinnen, die nationale und internationale Organisationen in diesem Bereich in Kirgistan beraten.

Das Austauschprojekt findet auf kirgisischer Seite im Rahmen eines von der OSZE geförderten Projekts zur Unterstützung des Jugendministeriums statt. Auf deutscher Seite wird es aus Mitteln der Kinder- und Jugendplans des Bundes gefördert. Im Juni 2011 waren drei TrainerInnen des IAK in Kirgistan und haben im Rahmen eines Seminars die Akteure der Jugendpolitik beraten. Inhaltlich und teilweise auch personell baut das anstehende Austauschprogramm auf zwei ähnlichen Projekten im Herbst 2009 und 2010 auf.

Auf deutscher Seite besteht das Leitungsteam aus Yulia Schulte, Marc Schwietring und Michael Schulte.

Yulia Schulte hat einen Master in Human Rights and Democratization. Sie stammt aus Kirgistan und hat dort viele Jahre bei unterschiedlichen Organisationen, u.a. der Soros Foundation, in entsprechenden Bereichen gearbeitet und dort seinerzeit die Beschäftigung mit Jugendpolitik angestoßen. Seit Anfang 2008 lebt sie in Berlin und hat verschiedene internationale Organisationen beraten. Derzeit gründet sie ein E-Commerce-Unternehmen.

Michael Schulte ist ausgebildeter Übersetzer/Dolmetscher, hat ein Jahr in Kir-gistan gelebt und leitet seit 2002 gemeinsam mit Yulia Schulte die deutsch-kirgisischen Austauschprogramme des IAK e.V. Er ist seit über 15 Jahren in der ehrenamtlichen Jugendarbeit aktiv und gehört zu den Gründern des IAK e.V.

Marc Schwietring ist Politikwissenschaftler und Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Internationalen Akademie (INA) gGmbH an der FU Berlin. Er ist seit mehr als zehn Jahren in der politischen Jugendbildungsarbeit tätig und hat als Mitglied des IAK e.V. zuletzt in diesem Jahr einen Austausch mit der Türkei organisiert.

Kontakt: Yulia und Michael Schulte, Marc Schwietring (kirgistan@iak-net.de)

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