Veränderung der sozialen Verhältnisse in Ameisenschritten

Las Hormigas

Schritt für Schritt verändern die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Las Hormigas, zu deutsch die Ameisen, die Lebensbedingungen der Menschen im marginalisierten Stadtteil Anapra in Ciudad Juárez/Mexiko. Ihr kulturelles Zentrum mit Garten, neugierigen Katzen und Hunden befindet sich unmittelbar im Viertel. Nach dem Eintreten in das eingeschossige Haus wird der Grundsatz ihrer Arbeit klar. Auf der braun gestrichenen Wand steht in grünen Buchstaben geschrieben:

Nada ha cambiado excepto mi actitud, por eso todo ha cambiado“, was so viel bedeutet wie „Nichts hat sich verändert außer meiner Einstellung und dadurch hat sich alles verändert.“

Seit 13 Jahren engagieren sich Linabel Sarlat und Elvia Villescas zusammen mit sechs weiteren Mitarbeiter_innen in Anapra, einem nördlichen Stadtteil, direkt an der Grenze zu den USA, der durch Arbeitsmigration im Zusammenhang mit den Maquilas, den Weltmarktfabriken, entstanden ist. Hier leben zwischen ca. 17.000 und 25.000 Menschen in prekären Verhältnissen mit fehlender Infrastruktur, zum Teil ohne Stromversorgung und Kanalisation. Soziale und gesundheitliche Probleme prägen das Viertel: Gewalt gegenüber Frauen sowie Kindern, Armut, Beeinträchtigungen der physischen und psychischen Gesundheit aufgrund der Lebens-, Arbeits- und Umweltverhältnisse, Analphabetismus und der Mangel an kulturellen Angeboten.

Das Ziel der Las Hormigas ist es, ein persönliches Umdenken zu bewirken sowie das Selbstbewusstsein und damit die Lebensrealität Einzelner zu fördern, welche dann wiederum die Familien und die Gemeinschaft als solche verändern und stärken. Psychotherapeutische Projekte für Frauen des Stadtteils sowie Betreuungs- und Bildungsangebote für Kinder, deren Mütter hauptsächlich in den Maquilas arbeiten.

Finanziert wird das Projekt insbesondere durch internationale Spenden. Einen symbolischen Beitrag sollen die Menschen, die hierher kommen jedoch auch selbst leisten. Das sei Teil des Konzepts, sagen Linabel Sarlat und Elvia Villescas. Denn auf diese Weise werde auch die Wertschätzung gegenüber der Arbeit im Ameisenzentrum geweckt und das solidarische Prinzip der Einrichtung bewusst.

Ungefähr 60 Kinder aus Anapra besuchen die Las Hormigas – eingeteilt in Vormittags- und Nachmittagsgruppen sowie nach eigenen Lernmotivationen und Bedürfnissen, nach dem Vorbild der Montessoripädagogik. Als großen Erfolg werten es die Mitarbeiterinnen, wenn beispielsweise eine Mutter beginnt, Verantwortung zu übernehmen, zu verstehen „Yo soy adulta“, „Ich bin erwachsen“.

Durch das Zusammenspiel von langfristiger Begleitung, Bildungsarbeit mit den Kindern sowie Psychotherapie für die Frauen schulen die Las Hormigas die Konfliktfähigkeit innerhalb der Familien und erreichen, dass Mütter wieder stolz auf ihre Kinder sind. Die Ameisenschritte lohnen sich also. So rütteln die Las Hormigas erfolgreich an den sozialen Strukturen in einem der ärmsten Stadtteile von Ciudad Juárez.

 

Bildungszentrum
Bildungszentrum

 

El Gato
El Gato

 

Linabel Sarlat und Elvia Villescas
Linabel Sarlat und Elvia Villescas

http://www.lashormigascomunidad.org/

21. September 2015 „Las Hormigas“ in Anapra / Ciudad Juárez

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